Eine Professur an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist für viele Fachkräfte ein berufliches Ziel mit hoher Attraktivität. Sie vereint wissenschaftliche Arbeit mit praxisnaher Lehre und schafft ein Umfeld, das sowohl akademische als auch berufliche Perspektiven bietet. Wer diesen Weg einschlagen möchte, muss in der Regel bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Dazu zählen ein abgeschlossener Hochschulabschluss auf Masterniveau, eine abgeschlossene Promotion, pädagogische Eignung und fünf Jahre Berufserfahrung, von denen drei außerhalb des Hochschulkontextes erbracht worden sein müssen. Nicht immer ist es jedoch möglich, diese Anforderungen direkt zu erfüllen. An dieser Stelle kommt die Tandem-Professur ins Spiel.
Einstieg in die Lehre trotz offener Voraussetzungen
Die Tandem-Professur richtet sich an Personen, die bereits einen Teil der formalen Anforderungen mitbringen, den Rest aber noch nachholen möchten. Wer zum Beispiel schon unterrichten will, aber noch promoviert oder noch nicht ausreichend Berufserfahrung außerhalb der Hochschule gesammelt hat, kann über dieses Modell dennoch in der Lehre starten. Die Tandem-Professur eröffnet damit einen praxisnahen und realistischen Zugang zur akademischen Lehre, ohne auf die langfristige Perspektive der Berufung zu verzichten.
Das Prinzip hinter der Tandem-Professur
Im Mittelpunkt steht die parallele Tätigkeit in zwei verschiedenen beruflichen Feldern. Eine Person, die eine Tandem-Professur antritt, arbeitet zum Teil an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften und zum Teil bei einem externen Partner aus Wirtschaft, öffentlichem Dienst oder Forschung. Beide Seiten sind miteinander abgestimmt, sodass sich die Lehrpraxis an der Hochschule und die berufspraktischen Erfahrungen außerhalb sinnvoll ergänzen. Die Anstellung erfolgt in der Regel befristet. In vielen Fällen ist das Modell mit einer strukturierten Begleitung verbunden, etwa durch Qualifizierungsprogramme, kollegiale Beratung oder Mentoring. Auch Promotionsvorhaben können in diesem Rahmen gezielt weitergeführt oder abgeschlossen werden.
Was Hochschulen mit dem Modell erreichen möchten
Für Hochschulen ist die Tandem-Professur eine strategische Antwort auf den Fachkräftemangel in der Lehre. Sie ermöglicht es, qualifizierte Personen frühzeitig an die Hochschule zu binden und gleichzeitig einen Raum für Entwicklung zu schaffen. Das Modell kommt besonders dann zum Einsatz, wenn Bewerberinnen und Bewerber bereits über relevante Kompetenzen verfügen, aber noch nicht alle Voraussetzungen für eine reguläre Berufung erfüllen. Durch die Verbindung von Lehre und beruflicher Praxis entsteht ein vielseitiger Qualifikationsweg, der sowohl den individuellen Werdegang als auch die Bedarfe der Hochschule berücksichtigt.
Beispiele aus der Hochschulpraxis
Verschiedene Hochschulen in Deutschland setzen Tandem-Modelle bereits konkret um. An der Hochschule Osnabrück ist eine solche Stelle beispielsweise je zur Hälfte an der Hochschule und bei einem Praxispartner angesiedelt. Auch die Frankfurt University of Applied Sciences, die Hochschule Kaiserslautern und die TH Köln bieten vergleichbare Programme an. Zwar unterscheiden sich die genaue Ausgestaltung, der zeitliche Umfang und die Vergütung je nach Standort, das Grundprinzip bleibt aber gleich. Die Tandem-Professur schafft einen Übergangsraum, in dem Lehre möglich ist und zugleich die berufliche Qualifikation gezielt weitergeführt wird.
Da Tandem-Professuren noch ein vergleichsweise neues Modell sind, werden sie vielerorts zunächst schrittweise eingeführt und erprobt.
Eine Chance für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Besonders für Menschen mit Berufserfahrung, die an einer Promotion arbeiten oder erste Lehrerfahrungen sammeln wollen, bietet die Tandem-Professur einen idealen Einstieg. Sie ist eine realistische und gut strukturierte Möglichkeit, Schritt für Schritt alle notwendigen Voraussetzungen für eine spätere Berufung aufzubauen. Gleichzeitig ist sie ein Zeichen für den Wandel an den HAWs. Diese öffnen sich gezielt für neue Profile und Lebensläufe und bieten durch Formate wie die Tandem-Professur flexible Wege in den Hochschulbereich.
Fazit
Die Tandem-Professur ist mehr als nur ein Zwischenschritt. Sie ist ein eigenständiges Qualifizierungsmodell, das Theorie und Praxis sinnvoll verbindet. Wer sich für eine Karriere in der Lehre interessiert, aber noch nicht alle Hürden einer Berufung genommen hat, findet hier eine zeitgemäße, praxisnahe und gut begleitete Möglichkeit, den Weg zur Professur aktiv zu gestalten.
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QUELLEN
- https://www.hs-osnabrueck.de/wir/jobs-und-karriere/karriereziel-haw-professur/mein-weg-in-die-haw-professur/ab-in-die-berufspraxis/tandem-professur/
- https://www.th-koeln.de/hochschule/tandemprogramm_95691.php
- https://www.frankfurt-university.de/de/hochschule/karriere/professuren/tandem-professur/
- https://www.hs-kl.de/hochschule/profil/pro3-hs-kl-1/neue-professurformate/tandem-professuren/infos-tandem-professuren
- https://www.academics.de/ratgeber/nachwuchsprofessur-tandemprofessur-haw-fh
https://www.academics.com/guide/junior-and-tandem-professorships-HAWs - Präsentation „Ihr Weg zur Professur“ – how to prof